Im Finanzwesen bedeutet Finanzierung die Bereitstellung von Kapital für eine wirtschaftliche Einheit, damit diese ihre Ziele verfolgen kann. Das Wort wurde im 18. Jahrhundert aus dem Französischen financier/financière entlehnt. Wenn dieser keine direkte Gegenleistung verlangt, handelt es sich um einen Mäzen.
Allgemeines
Wirtschaftssubjekte sind private Haushalte (private Finanzplanung), Unternehmen (Unternehmensfinanzierung) oder der Staat (öffentliche Finanzen). Aufgrund der Vielfalt der Wirtschaftssubjekte muss die Definition von Finanzierung allgemein gehalten werden. Ihnen allen ist gemeinsam, dass ihr Kapitalbedarf gedeckt werden muss, um ihre unterschiedlichen Ziele im Rahmen der Finanzierung zu erfüllen.
Die Finanzierung umfasst alle Prozesse zur Bereitstellung und Rückzahlung der für die Produktion und Investition benötigten finanziellen Mittel. Dazu gehören alle Maßnahmen von der Beschaffung (Refinanzierung) bis zur Rückzahlung (Tilgung) von Finanzmitteln. Zur Finanzwirtschaft gehört auch die umgekehrte Betrachtung dieser Sachverhalte aus der Sicht des Investors (Finanzplanung)
Geschichte
Das Lehnwort Finanzierung kommt vom lateinischen finantia für „Zahlung, Entgelt, Fälligkeit, Beendigung“. Es taucht erstmals 1341 in Köln auf, in der Zeit des altdeutschen Misstrauens gegenüber jeder Art von moderner Kapitalverwendung. Noch 1549 galt der „Financier“ als Wucherer oder gerissener Schwindler.
Nach Bruno Hildebrand wird in der Entwicklungsstufenlehre der Ökonomie seit 1864 zwischen der Naturalwirtschaft, der Geldwirtschaft und der Kreditwirtschaft unterschieden. Otto von Bismarck verstand in seiner Autobiographie von 1898 den Begriff Finanzierung als das Wort der Börse.
1921 definierte die ältere Betriebswirtschaftslehre Kapital noch als Güter, die „zur Anschaffung verwendet werden können“. 1929 engte Curt Eisfeld den Begriff auf die langfristige Kapitalbeschaffung ein. Liesel Beckmann verstand 1949 darunter „alle Kapitalverfügungen, die im Leben eines Unternehmens vorkommen“. 1956 verstand Konrad Mellerowicz unter Finanzierung „jede Ordnung betrieblicher Kapitalbeziehungen“. 1969 widmete Erich Gutenberg der Finanzierung ein ganzes Buch seiner „Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre“.
Finanzierungstheorien
Die Finanzierungstheorien befassen sich mit den komplexen Wechselwirkungen von Finanzierungsprozessen. Die klassische Finanzierungstheorie untersucht finanzielle Entscheidungen. Zu den modernen Finanzierungstheorien gehören die neoklassische Kapitalmarkttheorie und die neo-institutionalistische Finanzierungstheorie, die als Institutionenökonomie bezeichnet wird. In letzterer spielt die Theorie der Signalisierung eine wichtige Rolle.